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Stolpersteine für Elly und Hugo Kaufmann am Haus der StädteRegion verlegt.

StädteRegion Aachen. „Ich habe in der letzten Zeit immer wieder das Gefühl, dass einige Menschen in Deutschland nicht so viel aus unserer Geschichte gelernt haben. Genau deshalb ist ein Tag wie der heutige mit der Stolpersteinverlegung so wichtig.“ Was Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier bei der Zeremonie zur Verlegung der beiden Stolpersteine für Elly und Hugo Kaufmann sagte, macht die Bedeutung des Erinnerns an dieses dunkle Kapitel klar. Das Ehepaar Kaufmann wohnte bis 1939 in der Zollernstraße 24 – Teil des heutigen Hauses der StädteRegion Aachen. Das jüdische Ehepaar – Teilhaber einer Aachener Tuchfabrik - musste nach einer Verhaftung durch die Nationalsozialisten Anfang 1939 nach Belgien fliehen und durfte dabei weder Wertgegenstände noch Geld mitnehmen. Nach der Besetzung Belgiens wurden sie erneut verhaftet und letztlich im Sommer 1943 in Auschwitz ermordet.
Die Volkshochschule Aachen koordiniert im Rahmen des Projektes "Wege gegen das Vergessen" die Verlegungen der Stolpersteine. In Aachen liegen zwischenzeitlich annähernd 150 dieser kleinen Messing-Erinnerungssteine an die Opfer des Nationalsozialismus. Für beiden Steine an der Zollernstraße hat die Stolperstein-AG des Einhard-Gymnasiums den Anstoß zur Verlegung geleistet und diese gemeinsam mit der Klasse 10d betreut. „Bis zur Recherche der Stolperstein-AG war uns diese Geschichte des Hauses nicht bekannt. Es ist auch für die Kolleginnen und Kollegen bedeutsam, etwas über die Geschichte der Räume zu erfahren, in denen sie täglich arbeiten,“ so Dr. Grüttemeier. Bei der kurzen Erinnerungszeremonie wurden neben Texten und Gedichten auch Musikstücke aufgeführt und zum Schluss weiße Rosen – unter anderem von Dr. Grüttemeier und der Aachener Bürgermeisterin Hilde Scheidt - an den neuen Stolpersteinen niedergelegt.

Stolpersteine sind als dezentrales Mahnmal gedacht und erinnern an die NS-Opfer. Sie zeigen ihre letzten selbstgewählten Wohnorte und begegnen uns dadurch in unserer alltäglichen Nachbarschaft: auf dem Schulweg, dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Sportverein. Dieser Lokalbezug macht uns bewusst, dass sich die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht nur weit weg in Berlin, sondern auch direkt nebenan - in diesem Fall mitten in Aachen - ereignet haben.
Als Verwaltung unterstützt die StädteRegion Aachen mit ihrem Fachbereich „Historisch-politische Bildung, Demokratiebildung und Erinnerungskultur“ im Bildungsbüro aktiv das Engagement für Demokratie. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Erinnerung an das Leid der jüdischen Bevölkerung in Aachen, die Diskriminierung, Vertreibung, Gewalt und Ermordung erfahren hat. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Andenken vergessen ist“. Was eine Schülerin bei der Zeremonie sagte, macht eines klar: Elly und Hugo Kaufmann werden in Aachen nicht vergessen.
