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StädteRegion Aachen. Die Kinderoper „Brundibár“ entstand zur Zeit des Nationalsozialismus in der Tschechoslowakei. Komponiert von Hans Krása wurde sie über 50 Mal von Kindern im Konzentrationslager Theresienstadt aufgeführt. Der Komponist und fast alle Ausführenden wurden kurz darauf in Auschwitz ermordet. Heute sind die Aufführungen der Oper eng verbunden mit der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, mit der eindringlichen Botschaft von Zusammenhalt und Gemeinschaftlichkeit und mit der Mahnung „Nie wieder!“. Die Geschichte der Oper steht in einem Kontext, der sensibel vermittelt werden muss. In diesem Zusammenhang hat das Bildungsbüro der StädteRegion Aachen jetzt den Kinder- und Jugendchor des Theater Aachen bei einem ganz besonderen Projekt unterstützt. So hat es Expertinnen vermittelt und zwei Workshops finanziell gefördert. Der Chor wird ab März 2026 die Kinderoper „Brundibár“ an vier Spielorten aufführen: in Aachen, in der Gedenkstätte Vogelsang IP, im KultKom in Eupen und am Theater Heerlen.

Um die beteiligten Kinder und Jugendlichen inhaltlich zu begleiten, arbeiten das Bildungsbüro der StädteRegion Aachen und das Theater Aachen zusammen. Ziel ist es, die jungen Sängerinnen und Sänger historisch und emotional an das Werk heranzuführen, mit dem sie sich in den kommenden Monaten intensiv beschäftigen werden. Dazu hat ein Workshop stattgefunden, der den Kindern und Jugendlichen einen altersgerechten Zugang zur Entstehungs- und Aufführungsgeschichte der Oper eröffnete. Die Workshopleiterin vom Verein Zweitzeugen e.V. erklärte den historischen Hintergrund kindgerecht, erzählte behutsam die Geschichte von Michaela Vidláková – einer Überlebenden aus Theresienstadt – und schlug dabei die Brücke in die Gegenwart. Die Kinder und Jugendlichen haben darüber gesprochen, wie wichtig ein achtsamer Umgang miteinander ist und welche Handlungsmöglichkeiten jede und jeder hat, sich gegen Ungerechtigkeit und Ausgrenzung zu positionieren.

„Die jungen Teilnehmenden haben durch diesen Workshop sehr schnell eine persönliche Verbindung zur Geschichte der Oper und zur Zeitgeschichte hergestellt“, erklärt Jo Siemon, die im Bildungsbüro der StädteRegion Aachen für das Thema „Historisch-politische Bildung“ verantwortlich ist. „Besonders beeindruckend war es, wie die Kinder von sich aus Verbindungen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen, wie Diskriminierung und zivilgesellschaftlichem Engagement, hergestellt haben. Ein Mädchen berichtete etwa von Nazi-Schmierereien an Hauswänden, andere sprachen von Initiativen wie ‚Wir sind Aachen‘, die sich gegen Ausgrenzung stark machen.“ Die Rückmeldungen der Kinder und Jugendlichen zeigen, was sie aus dem Workshop mitgenommen haben: „Es ist wichtig, mehr über die Entstehungszeit der Oper zu wissen, wenn wir sie singen“, sagt ein Mädchen. Eine andere Teilnehmerin fügt hinzu: „Vor diesem Workshop wusste ich nicht, wann die Oper entstanden ist. Heute habe ich viel gelernt und kann mir jetzt besser vorstellen, wie es damals war, als die Oper in Theresienstadt aufgeführt wurde.“
Die jungen Sängerinnen und Sänger notierten ihre Wünsche und Hoffnungen für die bevorstehenden Aufführungen. Es wird deutlich, dass sie selbst sich für demokratische Werte einsetzen wollen. Sie wollen, dass die Oper das Publikum berührt und dass die Aufführung dazu beiträgt, das Thema Gerechtigkeit und Menschlichkeit stärker ins Bewusstsein zu rücken. „Ich hoffe, dass die Menschen nach dieser Oper verstehen, wie wichtig und ernst dieses Thema ist und dass sie etwas dagegen tun wollen, wenn sie so etwas mitbekommen“, sagt eine Teilnehmerin.

Die Generalintendantin des Theater Aachen, Elena Tzavara, zieht ein positives Fazit: „Wir freuen uns über das große Engagement der jungen Teilnehmenden und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem städteregionalen Bildungsbüro. Dieses Kooperationsprojekt zeigt, wie das Zusammenspiel von kultureller und historisch-politischer Bildung junge Menschen stärken, historische Verantwortung vermitteln und gleichzeitig Kreativität und Gemeinschaftserleben fördern kann.“
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung erhielten die Kinder und Jugendlichen an diesem Tag auch einen ersten musikalischen Zugang zur Oper. Sie lernten die Texte und Melodien kennen und probten erste Passagen – ein wichtiger Schritt in Richtung der bevorstehenden Aufführungen, in denen das gemeinsame Singen als gemeinschaftsstiftende Erfahrung im Zentrum stehen wird.

Kontakt

Bildungsbüro
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